Hätten Anleger in Erwartung eines Zinsanstiegs, die Haltedauer ihrer Anleihen-Allokation verkürzt, wäre ihnen die Laufzeitprämie in 2017 entgangen.
Eine beliebte Beschäftigung vieler Marktteilnehmer ist es, Zinssätze vorherzusagen. Allgemein wird angenommen, dass ein Anstieg der Zinssätze kurzfristiger US-amerikanischer Staatsanleihen erfolgt.
Sofern eine solche Prognose eintritt, langfristige Anleihen sich im Vergleich zu kurzfristigen Anleihen unterdurchschnittlich und die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere negative Renditen verzeichnen würden.
Das vergangene Jahr 2017, war ein einfaches und eindeutiges Beispiel dafür, dass selbst eine richtige Prognose über die Entwicklung der kurzfristigen Zinsen in den Vereinigten Staaten bei weitem nicht ausgereicht hätte, um eine Aussage über die Renditen langfristiger Anleihen oder des Anleihemarkts zu treffen.
Steigende Zinsen und positive Renditen
Wenn die Zinssätze steigen (z.B. die Zinsen von US-amerikanischen kurzfristigen Staatsanleihen), ist es trotzdem möglich, dass sich langfristige Anleihen im Vergleich zu kurzfristigen Anleihen überdurchschnittlich entwickeln und der Anleihenmarkt weiterhin positive Renditen erzielt.
Der Grund dafür ist, dass sie Anleiherenditen nicht nur von Zinssatzänderungen bestimmt werden. Für die Rendite einer Anleihe sind u.a. der Anfangszins und der erwartete Preisanstieg ausschlaggebend (da die Rendite im Laufe der Zeit bei einer aufwärts tendierenden Zinskurve sinkt) .
Verluste aufgrund von steigenden Zinssätzen können durch den Anfangszins und den erwarteten Preisanstieg aufgewogen werden und die realisierte Rendite würde positiv ausfallen.
Umso komplexer wird die Angelegenheit dadurch, dass Zinssatzänderungen für Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeit verschieden ausfallen können. So kann ein Zinssatz steigen, während dieser bei anderen fällt oder gleichbleibt.
Lehren aus dem Jahr 2017
Alle genannten Effekte waren 2017 gegeben. Somit ist der Versuch, Änderungen der kurzfristigen US-amerikanischen Zinssätze vorherzusagen, ein aussichtsloses Unterfangen. Noch erfolgloser wäre es, wenn eine solche Prognose herangezogen werden würde, um die erwartete Rendite kurzfristiger Anleihen im Vergleich zu langfristigen Anleihen oder die Rendite des Anleihemarktes zu beziffern.
Denn es spielen nicht nur absolute Änderungen über viele Zinsstrukturkurven, Laufzeiten und Emittenten hinweg eine Rolle. Auch die Zinsen zu Beginn, die Anfangsformen der Zinsstrukturkurve und die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen eintreten, beeinflussen allesamt die erzielte Rendite.
Letztes Jahr wurde außerdem deutlich, dass sich die weltweiten Zinsstrukturkurven nicht im Gleichschritt bewegen. Zinsänderungen eines Marktes bedeuten nicht, dass sich die Zinssätze anderer Märkte im gleichen Ausmaß verändern. In den Vereinigten Staaten z. B. flachte die Zinsstrukturkurve ab, während die kurzfristigen Zinssätze stiegen und solche mit längerer Laufzeit fielen, und Deutschland eine Erhöhung der Zinssätze laufzeitübergreifend verzeichnet. Japan hingegen konnte keine signifikanten Veränderungen der Zinssätze feststellen.
Daher kann ein global ausgerichteter Investmentansatz sowohl zur Diversifikation beitragen als auch höhere erwartete Renditen generieren.
Ein Jahr wie 2017 zeigt, wie wichtig es ist, sich auf die Asset Allokation zu konzentrieren, den Fokus auf die Diversifikation zu setzen und die Informationen in den aktuellen Wertpapierpreisen zu nutzen, um die erwartete Portfoliorendite zu erhöhen, anstatt zukünftige Zinssätze vorauszusagen.
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